Mouse on Mars

Spatial Jitter im Kunstbau

Mouse on Mars

Eintritt frei
Längere Öffnungszeiten im Kunstbau: 10 bis 20 Uhr

Mouse on Mars ist eines der eigenwilligsten und bemerkenswertesten Projekte für elektronische Musik aus Deutschland. Mit ihrer anarchischen Klangmischung, die zwischen unkontrolliertem Chaos und präzise arrangierten Strukturen oszilliert, haben Andi Toma und Jan St. Werner eine unverwechselbare Musiksprache geschaffen, die sich nicht auf eine definitive Form festlegen lässt – zu unvorhersehbar sind die unzähligen Modifikationen, die sie kontinuierlich vornehmen. Unabhängig von Denkschulen, Genre-Konventionen und den Zwängen des Musik-Establishments zeichnen sie ihre sehr spezifische Flugbahn durch das Niemandsland zwischen Pop, Kunst, Club und Avantgarde.

Mouse on Mars bespielen den Kunstbau über mehrere Monate mit einer Sound-Installation. Sie entwickeln dafür eine ortsspezifische Komposition, die mit dem Ausstellungsraum arbeitet und auf ihn reagiert. Der Kunstbau wird in ein riesiges Raumklanginstrument verwandelt und selbst zum Resonanzkörper.

Ein Sound wird von einem rotierbaren Hornlautsprecher wie eine Flipperkugel in den 100 Meter langen Kunstbau katapultiert, bricht sich an dessen Säulen, verkantet sich, erzeugt Splitter, wird wieder aufgefangen und verglüht. Nach und nach werden immer neue Klänge auf diese Weise durch den Raum geschickt und moduliert. Von Robotern gesteuerte Perkussionsapparate konterkarieren die Bewegungen mit analog-akustischen Akzenten.

Sequenzen unterschiedlicher Länge werden kontinuierlich neu angeordnet, so dass keine wiederkehrende Abfolge entsteht. Das Publikum erlebt eine räumlich dynamisierte Komposition. Der Raum und die Klänge, die aus ihm heraus generiert wurden, treffen und reagieren aufeinander und treten in einen akustischen Dialog. Eine eigene Lichtregie ist mit der Musik koordiniert, unterstützt die Klangbewegungen und ersetzt sie teilweise.

Das Publikum soll durch die Installation zu einem aktiven Hören herausgefordert werden, bei dem allein die Grenzen der Aufmerksamkeit die Grenzen des akustisch Möglichen bestimmen. Mouse on Mars möchten durch gezielte Perspektivwechsel die Erkenntnis herausarbeiten, dass es bei "Spatial Jitter" nicht um die eine gültige Komposition geht, sondern dass alle Hörer*innen eigene "Spatial-Kompostruktionen" produzieren.

Mouse on Mars entwickeln ihre Praxis seit 25 Jahren kontinuierlich durch neue Fragestellungen weiter. Diese "Spatial-Kompostruktion" ist Teil ihrer aktuellen akustischen Forschung. Sie untersuchen sowohl die Bewegung von Klängen in Raum und Zeit als auch Fragen psychoakustischer Wahrnehmung und Erfahrung von Klängen: Wie definiert man Hören? Wie verarbeiten wir akustische Information? Wie reagieren unsere Körper auf die physikalischen Bewegungen von Klang im Raum? Wie aufmerksam können wir den Prozess des Hörens selbst verfolgen? Und in welchen weiteren Beziehungen stehen wir zu unserer akustischen Umgebung?

Kuratiert von Eva Huttenlauch

Komposition und Produktion: Andi Toma, Jan St. Werner
Lautsprecher-Objekte: Michael Akstaller
Perkussionsroboter: Moritz Simon Geist
Licht: Matthias Singer

Zur Ausstellung erscheint eine LP von Mouse on Mars verbunden mit einer Publikation; mit Beiträgen von Louis Chude-Sokei, Helga de la Motte-Haber, Eva Huttenlauch, Mouse on Mars, Patricia Reed, Susanne Witzgall. Das Booklet ist zweisprachig (deutsch/englisch). Preis: 29,90 Euro.

Publikation mit LP im Shop

Gespräch mit Mouse on Mars (PDF)

Medienpartner

Bayern 2 Zündfunk

Stimmen

"Der Raum macht die Musik, und die Musik den Raum. [...] In ein akustisches Spiegelkabinett haben Jan St. Werner und Andi Thoma den nackten Kunstbau verwandelt, haben ein Verwirrspiel von Soundreflexionen komponiert. Subtil orchestriert durch wechselnde Lichtstimmungen und aufgeführt von einem Ensemble futuristisch-anmutender Performer, will sagen: Lautsprecher, sämtlich selbstgebaut. [...] Wer das eigene Hören neu entdecken möchte – das ist der Ort dafür."

BR Klassik aktuell

"Das Schöne ist: Man kann in diese Klangwelt kostenlos eintauchen und das während der Öffnungszeiten zur beliebigen Tageszeit. Und man kann natürlich wiederkommen und sich den Klängen dort erneut aussetzen. Genau das ist auch zu empfehlen. Denn auch wenn sich das Musikprogramm nach zwei Stunden wiederholt, so wird dessen Erfahrung nie die gleiche sein."

Jürgen Moises, Süddeutsche Zeitung

"'Spatial Jitter' ist keine Ausstellung, sondern ein Erlebnis."

Claire Weiss, Frankfurter Rundschau

Video

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Performance Spaint Chords live im Lenbachhaus, 24. Juni 2022

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