Rhythmus 21

Positionen des Abstrakten aus der Sammlung des Lenbachhauses

Die Städtische Galerie im Lenbachhaus besitzt eine umfangreiche Sammlung abstrakter Kunst aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Diese wird vor der Generalsanierung und Erweiterung des Museums noch einmal in einer eigenen Ausstellung präsentiert.

Abstraktion kann, wie sie in der Moderne zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelt wurde, als eine Loslösung der bildnerischen Mittel von der Wiedergabe eines Gegenstandes aufgefasst werden. In dieser Entwicklung ist eine sich ins Extreme steigernde Selbstreflexion der Kunst zu beobachten. Ausgangspunkt und titelgebend für die Ausstellung ist der erste Film des Dadaisten Hans Richter "Rhythm 21" aus dem Jahr 1921, der als Videoprojektion gezeigt wird. In diesem Werk ist ein Verständnis von Abstraktion artikuliert, das die Geometrie und die Konstruiertheit in den Vordergrund stellt. Darin unterscheidet es sich von einer Abstraktion, welche die expressive Umformung des sinnlich Wahrnehmbaren ins Subjektive und Geistige betreibt. Ein solches Verständnis liegt etwa den Werken Kandinskys zugrunde, die in der Sammlung des Lenbachhauses prominent vertreten sind und am Anfang der Abstraktion in der Moderne stehen.

In der Kunst nach 1945 wurde die Abstraktion als bewusste Bezugnahme auf die Bestrebungen der Moderne wieder aufgenommen. Die abstrakte Malerei wurde insbesondere während des sogenannten kalten Krieges in den westlichen Staaten als Weltsprache der Kunst und als Ausdruck der Freiheit propagiert. Hierbei sind beide Stränge der Artikulation von Abstraktion – Expression und Konstruktion – zu verfolgen, wobei in der Ausstellung ein Schwerpunkt auf letzterem liegt: Ein plastisches Werk von Norbert Kricke nimmt auch in seiner Farbgebung sichtbar auf Positionen der konstruktivistischen Klassischen Moderne Bezug. Von Gerhard von Graevenitz werden kinetische Arbeiten präsentiert, die in der Bewegung die abstrakten Formen ähnlich wie bei Hans Richter mit einer zeitlichen Wandlung verbinden. Weitere Künstlern, unter anderem Günter Fruhtrunk, Ellsworth Kelly, Arnulf Rainer und Gerhard Richter, sind mit monochromen Gemälden und Farbfeldmalereien vertreten. In neueren Arbeiten von Liam Gillick und Sarah Morris sind die Traditionen konstruktivistischer, geometrischer Abstraktion der Moderne wieder aufgenommen. Auf diese Weise wird der Titel der Ausstellung auch als Ausblick auf neue Formen der Abstraktion am Beginn des 21. Jahrhundert gewendet.

KÜNSTLERLISTE

HEINZ BUTZ, LUCIO FONTANA, GÜNTER FRUHTRUNK, RUPPRECHT GEIGER, ISA GENZKEN, LIAM GILLICK, RAIMUND GIRKE, GERHARD VON GRAEVENITZ, MICHAEL HEIZER, HANS HOFMANN, ON KAWARA, ELLSWORTH KELLY, NORBERT KRICKE, SARAH MORRIS, ROMAN OPALKA, ARNULF RAINER, GERHARD RICHTER, HANS RICHTER, SEAN SCULLY

Kuratoren: Helmut Friedel, Matthias Mühling