Florine Stettheimer
– Florine wer?

von Trang Vu Thuy.

Es gibt viele Gründe, warum uns die US-amerikanische Künstlerin "Florine Stettheimer" (1871-1944) hierzulande noch nie begegnet ist. Allerdings gibt es auch mindestens genauso viele Gründe, warum wir sie unbedingt besser kennenlernen sollten.
Sprechen ihre Bilder doch eine ganz eigene und andere Sprache als die der europäischen Avantgarde des beginnenden 20. Jahrhunderts: Figurativ statt abstrakt, narrativ, amüsant und witzig. Ihre Gemälde schildern nicht nur Themen der eigenen Biografie als Malerin, Kostüm- und Bühnenbildnerin sowie Salonière. Sie berichten auch vom Leben der einflussreichsten Persönlichkeiten des damaligen Kunstbetriebs und des modernen New York als Zentrum der Kunst, des Konsums und der Finanzwelt. Es wird getanzt, gefeiert und Geld ausgegeben. Wolkenkratzer, Leuchtreklamen, der Broadway, Beautycontests, Schlussverkäufe und ähnliche Amüsements bilden die bevorzugten Sujets in Stettheimers Kunst. Gleichzeitig gibt ein Großteil ihrer Malerei einen intimen Einblick in ihre Lebenswelt. Sie portraitierte ihre Familie und Freunde beim Essen, Baden oder Picknicken, auf Partys oder im Garten.

Florine Stettheimer war eine äußerst kühne Beobachterin und traf mit ihren farbenfrohen und außergewöhnlichen Bildern den Geist ihrer Zeit. Ihre frühen Gemälde verfehlten jedoch den Geschmack des damaligen Kunstmarktes. So stieß ihre erste und einzige Einzelausstellung zu Lebzeiten in der renommierten Galerie M. Knoedler&Co. 1916 kaum auf öffentliches Interesse und Stettheimer verkaufte kein einziges Werk. Von da an entzog sie sich programmatisch dem kommerziellen Kunstbetrieb. Stattdessen feierte sie sogenannte „birthday parties“ und lud befreundete ZeitgenössInnen in ihren Salon ein, um ihre neusten Arbeiten im kleinen erlesenen Kreis zu präsentieren und begutachten zu lassen. Keine Geringeren als Marcel Duchamp, Georgia O’Keeffe, Francis Picabia und Carl van Vechten zählten zu den Freunden, die in ihrem Salon ein- und ausgingen.

Florine Stettheimer hatte die besten Vorrausetzungen für eine erfolgreiche Karriere und dennoch blieb sie lange von der breiteren Öffentlichkeit unbeachtet und wurde vornehmlich als Künstlerin von Künstler*innen wahrgenommen. Damit sie jedoch nicht weiterhin als Geheimtipp gehandelt wird, widmen wir ihrem Werk eine große Schau im Kunstbau und möchten uns der Blogparade von Tanja Praske anschließen: Florine Stettheimer ist unser Kultur-Tipp für den Herbst und die Offene Hinterbühne, das Herzensprojekt der Kunstvermittlung im Lenbachhaus, ein nicht zu versäumendes Ereignis!

Florine Stettheimer 27. September 2014 – 4. Januar 2015 im Kunstbau des Lenbachhauses

Trang Vu Thuy ist Volontärin in der Abteilung für Kommunikation in der Städtischen Galerie im Lenbachhaus.