Der Sound zum Bauhausfest

von Kalle Laar.

Obwohl Musik am Bauhaus kein eigenständiger Fachbereich war, spielte sie eine große Rolle. Neuere Entwicklungen wurden hier durchaus zur Kenntnis genommen, diskutiert und ausprobiert. Berühmt-berüchtigt war die hauseigene "Bauhauskapelle", die bei den berühmten Festen am Bauhaus aufspielte. Leider sind von ihr keine Aufnahmen überliefert, dafür aber zahlreiche aussagekräftige Zeitzeugenberichte:

"Sie sind die beste Jazzband, die ich je toben hörte, bis in die Fingerspitzen musikalisch. Niemals ist der Bananenshimmy besser gespielt worden, nirgends legt man die Mädchen von Jawa schmissiger hin …"
(Kole Kokk: Das Bauhaus tanzt. 8 Uhr-Abendblatt Berlin vom 18. Februar 1924)

Anlässlich der ersten Bauhaus-Woche 1923 gab es das "Fest neuer Musik" im Weimarer Nationaltheater, mit Werken von Hindemith, Busoni, Krenek und Stravinsky, der eigens zur Aufführung seines Musiktheaters "Die Geschichte vom Soldaten" anreiste.

Mit dem Bauhaus in Zusammenhang gebracht werden Komponisten wie Wladimir Vogel, Stefan Wolpe und insbesondere Josef Matthias Hauer. Letzterer entwickelte seine eigene Version einer Zwölfton-Kompositionstheorie, Hauer und Schönberg wurden am Bauhaus viel diskutiert.

Auf unserem Bauhausfest, welches zum Finale der Ausstellung "Klee & Kandinsky. Nachbarn, Freunde, Konkurrenten" im Kunstbau des Lenbachhauses stattfindet, werden einige der eher klassischen Werke zu hören sein (im Saal oder auf der eigens eingerichteten Kopfhörerstation), wie z.B. Stefan Wolpes "Tango", Josef Matthias Hauers "Tanz", Wladimir Vogels "Einsames Getröpfel" oder der "Shimmy" von George Antheil.

Das Temporäre Klangmuseum bringt aus seinem Archiv noch einige seltene zeitgenössische swingende Jazzaufnahmen der frühen deutschen Jazzszene der 1920er und 1930er Jahre. Zu hören sind auch sehr seltene Aufnahmen von Schallplatten mit Interviews mit Walter Gropius und Mies van der Rohe, und zu sehen die von Josef Albers in Amerika gestalteten Plattencovers, die bis heute einflussreich und zeitlos modern sind.

Vor allem aber wird uns DJ Rupen einen Elektro-Swing Mix zubereiten, der das Fest in unsere Zeit versetzt, aber ganz im Geist des Bauhauses. Aus der Playlist:

Es erwarten Sie außerdem: Projektionen und Soundcollagen, und neben anderen Getränken und Snacks gibt es farbiges Konfekt nach Johannes Ittens Farbenlehre und unseren eigenen Bauhausdrink.

Kalle Laar ist Klangkünstler, Komponist, Hörspielautor, DJ und Gründer des Temporären Klangmuseums, ein umfassendes Archiv an Vinyl-Dokumenten zur Zeitgeschichte. Er wirkte an Ausstellungen, Performances, Projektentwicklungen, u.a. für Kunst-Biennalen von Havanna und Venedig sowie der Transmediale Berlin oder die Ars Electronica Linz.

Veröffentlicht am 15. Januar 2016.