Thomas Locher

X und noch etwas Y dazu...

Thomas Locher

WRITTEN ON THE WALL

IM KUBUS


In seinen Arbeiten geht Thomas Locher häufig von Zeichen- und Kommunikationssystemen aus, um das Verhältnis von gesellschaftlichen Bedingungen und individuellen Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen. In seinen Text-Bild-Konstruktionen veranschaulicht er die Funktionsweisen und Gesetzmäßigkeiten von Sprache, dem Hauptmedium menschlicher Verständigung, und untersucht die hierin eingeschriebenen Strukturen von Macht, Autorität und Hierarchie. Zugleich machen seine Werke deutlich, wie sehr unsere Aneignung der Welt sowie unser Denken von Begriffen geprägt sind, da die Wahrnehmung von Bildern und Realität immer sprachlich vermittelt wird.

Für den KUBUS hat Locher eine neue Textarbeit entworfen, in der er sich mit der besonderen Situation des Raumes als eine Art Guckkastenbühne auseinandersetzt. Rechts und links beginnen zwei jeweils sechzehnzeilige Textfolgen. Die Sätze und Wörter, die unterschiedliche Größen und Farben besitzen, reichen bis auf die mittlere Wand, lassen ihr Zentrum jedoch leer. Inhaltlich scheint es sich um Gegensatzpaare zu handeln und tatsächlich spielt Locher auf die Dialektik von Herr und Knecht an, die der Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel zu Anfang des 19. Jahrhunderts entwickelt hat. Von einfachen Behauptungen ausgehend, verfängt sich die von Locher aufgestellte Argumentationskette jedoch schnell in einem Netz aus Widersprüchen und Fehlstellen: "Es sind Gleichungen und Ungleichungen, die eigentlich wie Rechenbeispiele aussehen – nur, dass die Rechnungen nicht aufgehen", so der Künstler. Ein auf den ersten Blick in sich geschlossenes, logisches Modell offenbart sich als willkürliche Konstruktion.

Nach Jan Christensen und Sylvie Fleury bildet die Präsentation von Thomas Locher den dritten und letzten Teil der KUBUS-Reihe WRITTEN ON THE WALL, bei der Wandarbeiten im Vordergrund stehen.

Kurator: Sven Beckstette